„Der Vater richtet niemand, sondern alles Gericht hat er dem Sohn übergeben.“ – Johannes 5,22
Ein wunderbarer Kontrast wird zwischen dem ersten und zweiten Kommen Christi zu sehen sein. Keine menschliche Sprache kann den Anblick beschreiben, wenn der Menschensohn in den Wolken des Himmels wiederkommt. Er wird mit Seiner eigenen Herrlichkeit, der Herrlichkeit des Vaters und der Herrlichkeit der heiligen Engel erscheinen. Er trägt das Lichtgewand, in das Er seit den Tagen der Ewigkeit gehüllt war. Engel begleiten Ihn. Zehntausendmal Zehntausend eskortieren Ihn auf Seinem Weg … Christi Stimme dringt durch die Gräber und an die Ohren der Toten, und „alle, die in den Gräbern sind, … kommen hervor“ (Johannes 5,28.29).
„Und alle Völker werden vor ihm versammelt werden.“ (Matthäus 25,32) Der Eine, der für die Menschen starb, ist derselbe, der sie am letzten Tag richten wird, „denn der Vater … hat alles Gericht dem Sohn übergeben … und er hat ihm Vollmacht gegeben, das Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist.“ (Johannes 5,22.27) Was für ein Tag wird das sein, wenn alle, die Christus abgelehnt haben, auf den blicken, den ihre Sünden durchbohrt haben! Dann werden sie erkennen, dass Er ihnen den ganzen Himmel angeboten hat, wenn sie nur als treue Kinder an Seiner Seite stünden; dass Er einen unendlichen Preis für ihre Erlösung bezahlt hat, sie von der quälenden Sklaverei der Sünde aber nicht frei werden wollten …
Während sie Seine Herrlichkeit anschauen, blitzt in ihnen die Erinnerung an den Sohn des Menschen auf, wie Er in das Gewand des Menschseins gekleidet war. Sie denken daran zurück, wie sie Ihn behandelten, wie sie Ihn abwiesen und sich eng an den großen Aufrührer hielten. In aller Deutlichkeit stehen ihnen die Szenen aus Christi Leben wieder vor Augen. Alles, was Er tat, alles, was Er sagte, die Erniedrigung, die Er auf sich nahm, um sie aus dem Morast der Sünde zu retten – alles kommt ihnen schuldbewusst in den Sinn …
Noch einmal hören sie Pilatus sagen: „Ich finde keinerlei Schuld an ihm!“ (Johannes 18,38) Sie sehen das schändliche Geschehen im Prätorium, als Barabbas neben Christus steht und sie das Vorrecht haben, sich für den Schuldlosen zu entscheiden. Erneut hören sie Pilatus’ Worte: „Welchen wollt ihr, dass ich euch freilasse, Barabbas oder Jesus, den man Christus nennt?“ (Matthäus 27,12) Sie hören die Antwort: „Hinweg mit diesem, und gib uns Barabbas frei!“ (Lukas 23,18) Auf Pilatus’ Frage: „Was soll ich denn mit Jesus tun, den man Christus nennt?“, kommt die Erwiderung: „Kreuzige ihn!“ (Matthäus 27,22) — Review and Herald, 5. September 1899
Zum Nachdenken: Was beeindruckt mich an der Gerichtsszene am meisten?