„Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden.“  – Johannes 3,14

Nach Stephanus’ Tod kam es zu einer so heftigen Verfolgung der Gläubigen in Jerusalem, dass „alle sich in die Gebiete von Judäa und Samaria zerstreuten“ (Apostelgeschichte 8,1). Saulus „verwüstete die Gemeinde, drang überall in die Häuser ein, schleppte Männer und Frauen fort und brachte sie ins Gefängnis“ (V. 3). Über seinen Eifer bei diesem grausamen Geschehen schrieb er später: „Ich habe zwar auch gemeint, ich müsste gegen den Namen Jesu, des Nazareners, viel Feindseliges verüben, was ich auch in Jerusalem tat; und viele der Heiligen ließ ich ins Gefängnis schließen … Und in allen Synagogen wollte ich sie oft durch Strafen zur Lästerung zwingen, und über die Maßen wütend gegen sie, verfolgte ich sie sogar bis in die auswärtigen Städte.“ (Apostelgeschichte 26,9-11) Dass nicht nur Stephanus hingerichtet wurde, zeigen Saulus’ Worte: „Und wenn sie getötet werden sollten, gab ich die Stimme dazu.“ (V. 10)

In dieser gefahrvollen Lage trat Nikodemus aus der Deckung und bekannte sich furchtlos zum Glauben an den gekreuzigten Heiland. Nikodemus gehörte zum Hohen Rat und war wie andere auch von Jesu Lehren sehr bewegt worden. Angesichts des wunderbaren Wirkens Christi hatte sich in ihm die Überzeugung gefestigt, dass dieser Mann der Gesandte Gottes war. Allerdings war er zu stolz gewesen, sich offen hinter den Lehrer aus Galiläa zu stellen, und hatte ein geheimes Gespräch gesucht. In dieser Begegnung hatte Jesus ihm den Erlösungsplan und Seine Mission auf der Erde erklärt, doch Nikodemus hatte immer noch gezögert. Er hatte die Wahrheit in seinem Herzen verborgen, und drei Jahre lang war sie anscheinend fast fruchtlos geblieben. Obwohl Nikodemus sich nicht öffentlich zu Christus bekannt hatte, hatte er mehrfach die Mordpläne der Priester gegen Ihn vereitelt. Als Christus schließlich am Kreuz erhöht worden war, hatte sich Nikodemus an dessen Ankündigung im nächtlichen Gespräch auf dem Ölberg erinnert: „Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden“ (Johannes 3,14), und er hatte in Jesus den Erlöser der Welt erkannt.

Gemeinsam mit Joseph von Arimathäa hatte Nikodemus die Kosten für Jesu Bestattung übernommen. Die Jünger hatten Angst gehabt, sich offen als Nachfolger Christi erkennen zu geben, doch Nikodemus und Joseph waren ihnen mutig zu Hilfe gekommen. Die Unterstützung dieser reichen und angesehenen Männer wurde in dieser dunklen Stunde dringend benötigt. — Acts of the Apostles, 103f

Zum Nachdenken: Wie kann ich vermeiden, Menschen abzuschreiben, die sich nicht offen zu Christus bekennen?