„Und als sie ihn hinführten, ergriffen sie einen gewissen Simon von Kyrene, der vom Feld kam, und legten ihm das Kreuz auf, damit er es Jesus nachtrage.“  – Lukas 23,26

Die Menschenmenge, die Jesus folgte, sah Seine kraftlosen, taumelnden Schritte, doch sie zeigte kein Mitleid. Sie verhöhnten und verspotteten Ihn, weil Er das schwere Kreuz nicht tragen konnte. Wieder wurde diese Last auf Ihn gelegt, und wieder fiel Er entkräftet zu Boden. Da erkannten Seine Peiniger, dass es Ihm unmöglich war, diese Bürde noch weiter zu tragen. Sie waren ratlos, wer diese demütigende Handlung übernehmen sollte. Ein Jude durfte es nicht tun, denn die damit verbundene Verunreinigung hätte ihn vom Passahmahl ausgeschlossen. Selbst von der Menge, die Ihm folgte, wollte sich niemand herablassen, das Kreuz zu tragen.

In diesem Moment traf ein Fremder namens Simon von Kyrene, der gerade vom Feld kam, auf die Menschenmenge. Er hörte, wie der Pöbel spottete und lästerte und wie die Worte: „Macht Platz für den König der Juden!“ verächtlich wiederholt wurden. Bestürzt blieb er stehen. Als er sein Mitgefühl zum Ausdruck brachte, ergriffen sie ihn und legten das Kreuz auf seine Schultern.

Simon hatte schon von Jesus gehört. Seine Söhne glaubten an den Erlöser, aber er selbst gehörte nicht zu den Jüngern. Dass er das Kreuz nach Golgatha tragen durfte, war für Simon ein Segen. Seit diesem Tag war er immer dankbar für diese Fügung. Dies führte ihn dazu, dass er das Kreuz von Christus freiwillig auf sich nahm und diese Last stets freudig trug.

Unter der Menge, die dem unschuldig Verurteilten zur Kreuzigungsstätte folgte, befanden sich nicht wenige Frauen. Ihre Aufmerksamkeit war ganz auf Jesus gerichtet. Einige von ihnen hatten Ihn zuvor schon einmal gesehen. Manche hatten ihre Kranken und Leidenden zu Ihm gebracht oder waren selbst geheilt worden. Sie erzählten sich, was geschehen war, und wunderten sich über die Menge, die dem Menschen, dem sie so zugetan waren und für den sie bereit waren, sich aufzuopfern, mit so viel Hass begegnete. Ungeachtet der rasenden Menge und trotz der zornigen Worte der Priester und Obersten drückten diese Frauen ihr Mitgefühl aus. Als Jesus ohnmächtig unter dem Kreuz zusammenbrach, begannen sie laut zu wehklagen.

Diese Anteilnahme war das Einzige, was die Aufmerksamkeit von Christus erregte.  — Der Sieg der Liebe, 723f

Zum Nachdenken: Warum erregte Jesus – ein Unschuldiger, der viel Gutes getan hatte – so den Hass mancher Menschen?