„Und er sprach: Lass mich gehen, denn die Morgenröte bricht an. Aber Jakob antwortete: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“  – 1. Mose 32,27

Jakobs Erfahrung in jener Nacht des Ringens und der Angst versinnbildlicht die Prüfung, die Gottes Volk unmittelbar vor der Wiederkunft von Christus durchstehen muss. Der Prophet Jeremia sah diese Zeit in einer Vision voraus und berichtete: „Eine Stimme des Schreckens haben wir gehört. Da ist Furcht und kein Friede … Warum sehe ich … alle Gesichter in Blässe verwandelt? Wehe! Denn groß ist jener Tag, keiner ist wie er, und es ist eine Zeit der Bedrängnis für Jakob; doch wird er aus ihr gerettet werden.“ (Jeremia 30,5-7)

Diese Zeit der Bedrängnis beginnt, wenn Christus seinen Dienst als Mittler für die Menschen beendet. Dann ist im Gericht über den Fall eines jeden Menschen entschieden. Dann steht kein sühnendes Blut mehr zur Verfügung, das ihn von Sünde reinigt. Wenn Jesus seine Aufgabe als Fürsprecher vor Gott beendet hat, erfolgt die bedeutungsschwere Ankündigung: „Wer Böses tut, der tue weiterhin Böses, und wer unrein ist, der sei weiterhin unrein; aber wer gerecht ist, der übe weiterhin Gerechtigkeit, und wer heilig ist, der sei weiterhin heilig.“ (Offenbarung 22,11) Dann zieht sich Gottes Geist, der das Böse bisher in Schach gehalten hat, von der Erde zurück. So wie Jakob damals von seinem zornigen Bruder mit dem Tod bedroht wurde, wird Gottes Volk durch die gottlosen Menschen, die es vernichten wollen, in Gefahr geraten. Und wie der Patriarch die ganze Nacht darum rang, aus Esaus Hand befreit zu werden, werden die Gerechten Tag und Nacht um Befreiung von den sie umgebenden Feinden rufen.

Satan hatte Jakob vor den Engeln Gottes verklagt und für sich das Recht beansprucht, ihn wegen seiner Sünde zu vernichten. Er hatte Esau bewogen, gegen seinen Bruder loszuziehen. Und in Jakobs langer Nacht des Ringens versuchte Satan, ihm ein Schuldbewusstsein aufzuzwingen, um ihn zu entmutigen und seinen Halt in Gott zu lösen. Als sich Jakob in seiner Verzweiflung an den Engel klammerte und ihn unter Tränen anflehte, erinnerte ihn der Himmelsbote an seine Sünde, um sein Vertrauen auf die Probe zu stellen, und tat so, als ob er sich von ihm losmachen wollte. Aber Jakob ließ sich nicht abschütteln. Er hatte erfahren, dass Gott barmherzig ist, und verließ sich auf dessen Erbarmen. Er wies darauf hin, dass er seine Sünde längst bereut hatte, und bat um Befreiung. Als er sein Leben an sich vorüberziehen ließ, wurde er fast zur Verzweiflung getrieben. Aber er hielt sich am Engel fest und brachte seine Bitte mit ernsten, durchdringenden Rufen vor, bis er den Sieg errang. — Wie alles begann, 180f

Zum Nachdenken: Worum ringe ich mit Jesus gerade in meinem Leben?