„Mein Vater! Ist es möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!“  – Matthäus 26,39

Satan bedrückte das Herz von Jesus, indem er Ihn heftig versuchte. Der Blick des Erlösers konnte die Pforten des Grabes nicht durchdringen. Nichts ließ ihn darauf hoffen, dass Er als Sieger aus dem Grab hervorgehen und der Vater Sein Opfer annehmen werde. Er befürchtete, die Sünde sei für Gott so abscheulich, dass Sie auf ewig getrennt sein würden. Christus fühlte die Seelenqual, die der Sünder einmal verspüren wird, wenn die erlösende Gnade nicht mehr länger für die schuldige Menschheit eintritt. Es war die auf ihm ruhende Sündenlast, die den Zorn des Vaters über Ihn als den Stellvertreter der Menschheit brachte und die den Leidenskelch so bitter machte, dass das Herz des Sohnes Gottes brach.

Bestürzt verfolgten die Engel den verzweifelten Todeskampf des Erlösers. Die himmlischen Heerscharen verhüllten ihr Angesicht vor diesem schrecklichen Anblick. Die unbelebte Natur trauerte um ihren geschmähten und sterbenden Schöpfer. Die Sonne hielt ihren Schein zurück, um nicht Zeugin dieses grausamen Geschehens zu sein. Noch um die Mittagszeit hatten ihre hellen Strahlen die Erde erleuchtet, doch mit einem Mal schien sie wie ausgelöscht. Vollständige Dunkelheit umhüllte – einem Leichentuch gleich – das Kreuz. „Von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde.“ (Matthäus 27,45) Es war keine Sonnenfinsternis oder irgendeine andere Naturerscheinung, welche diese Dunkelheit verursachte, die so schwarz war wie die Mitternacht, ohne Mond und ohne Sterne. Es war ein wunderbares Zeugnis, das Gott gegeben hatte, um den Glauben der nachfolgenden Generationen zu stärken.

In dieser undurchdringlichen Dunkelheit verbarg sich Gottes Gegenwart. Er machte die Finsternis zu Seinem Zelt und verhüllte Seine Herrlichkeit vor den Augen der Menschen. Gott und Seine heiligen Engel waren neben dem Kreuz. Der Vater war bei Seinem Sohn. Doch Seine Gegenwart wurde nicht offenbar. Hätte Seine Herrlichkeit aus der Wolke hervorgeleuchtet, wäre jeder Augenzeuge vernichtet worden. In dieser schrecklichen Stunde durfte Christus nicht durch die Gegenwart des Vaters getröstet werden. Er trat die Kelter allein, und „niemand aus den Völkern war mit ihm“ (Jesaja 63,3).

In dieser dichten Finsternis verhüllte Gott den letzten menschlichen Leidenskampf Seines Sohnes. Alle, die Christus hatten leiden sehen, waren von Seiner Göttlichkeit überzeugt worden. Wer jenes Angesicht einmal gesehen hatte, konnte es niemals mehr vergessen. Wie das Gesicht Kains seine Schuld als Mörder ausdrückte, so offenbarte das Angesicht von Jesus Unschuld, Lauterkeit und Güte – das Ebenbild Gottes.  — Der Sieg der Liebe, 734

Zum Nachdenken: Inwiefern „weinte“ die Schöpfung, als Jesus starb?