„Gleichwie mich der Vater liebt, so liebe ich euch; bleibt in meiner Liebe!“  – Johannes 15,9

Mehr als tausend Jahre lang hatte das jüdische Volk auf die Ankunft des Erlösers gewartet. Auf dieses Ereignis hatten sich ihre größten Hoffnungen gerichtet. In Liedern und Prophezeiungen, in Tempelriten und im täglichen Gebet war Sein Name verehrt worden. Doch als Er zu ihnen kam, erkannten sie Ihn nicht. Der Geliebte des Himmels war für sie nur „wie ein Wurzelspross aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und keine Pracht.“ (Jesaja 53,2) „Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf.“ (Johannes 1,11)

Doch Gott hatte Israel erwählt. Er hatte Sein Volk berufen, die Kenntnis Seines Gesetzes, der Sinnbilder und Weissagungen, die auf den Erlöser hinwiesen, unter den Menschen zu bewahren. Gott wünschte sich, dass die Israeliten zu Quellen des Heils für die Welt würden. Was Abraham im Land seiner Wanderung war, Josef in Ägypten und Daniel am Hof in Babylon, das sollte das Volk der Hebräer unter den Nationen sein. Sie sollten den Menschen Gott offenbaren.

„Ich will dich segnen, … und du sollst ein Segen sein! … In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde!“ (1. Mose 12,2.3) Die gleiche Botschaft wurde von den Propheten wiederholt. Selbst als Israel durch Krieg und Gefangenschaft verwüstet war, galt ihnen diese Verheißung: „Der Überrest Jakobs wird inmitten vieler Völker sein wie ein Tau vom HERRN, wie Regenschauer auf das Gras, das auf niemand wartet und nicht auf Menschenkinder hofft.“ (Micha 5,6) Über den Tempel in Jerusalem kündigte der Herr durch Jesaja an: „Mein Haus wird ein Bethaus heißen für alle Völker.“ (Jesaja 56,7)

Doch die Israeliten richteten ihre Hoffnungen auf weltliche Größe. Seitdem sie das Land Kanaan betreten hatten, wichen sie von den Geboten Gottes ab und folgten den Gepflogenheiten der Heiden. Vergeblich warnte sie Gott durch Seine Propheten; vergebens litten sie unter der Bestrafung durch heidnische Unterdrückung. Jeder Reform folgte ein umso tieferer Abfall.

Wenn Israel Gott treu geblieben wäre, hätte Gott Sein Ziel durch die Ehre und Erhöhung des Volkes erreichen können.  — Der Sieg der Liebe, 20f

Zum Nachdenken: Wie kann ich als Bürger des „geistlichen Israel“ erfolgreich sein, wo das Alte Israel versagt hat? Wie kann ich Gott den Menschen offenbaren, mit denen ich heute in Kontakt komme?