„Das Volk, das in der Finsternis wohnte, hat ein großes Licht gesehen, und denen, die im Land des Todesschattens wohnten, ist ein Licht aufgegangen.“ – Matthäus 4,16

Als Nikodemus Jesus nachts zu einem Gespräch aufsuchte, sagte er: „Rabbi, wir wissen, dass du ein Lehrer bist, der von Gott gekommen ist; denn niemand kann diese Zeichen tun, die du tust, es sei denn, dass Gott mit ihm ist.“ (Johannes 3,2) An und für sich war das alles richtig. Doch was sagte Jesus? Er „antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von Neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen!“ (V. 3) Hier war ein Mann in einer hohen Vertrauensstellung, ein Mann, den man als Kenner der jüdischen Sitten betrachtete, jemand mit einem reichen Schatz an Weisheit. Und Nikodemus besaß in der Tat außergewöhnliche Talente. Er wollte nicht bei Tag zu Jesus gehen, um nicht ins Gerede zu kommen. Es wäre zu peinlich für einen jüdischen Obersten gewesen, sich als Sympathisant des verachteten Nazareners zu bekennen. So denkt sich Nikodemus: Ich will selbst herausfinden, was es mit der Mission und den Ansprüchen dieses Lehrers auf sich hat, ob Er wirklich das Licht zur Erleuchtung der Heiden und die Herrlichkeit Israels ist.

Jesus sagt Nikodemus praktisch: Eine Diskussion wird dir nicht weiterhelfen. Argumente können der Seele kein Licht bringen. Du brauchst ein neues Herz, sonst kannst du das Himmelreich nicht wahrnehmen. Damit du an den richtigen Punkt gelangst, brauchst du nicht mehr Beweise, sondern neue Ziele, neue Motive. Du musst wiedergeboren werden. Bevor das geschieht und alles neu macht, wären die stärksten Beweise, die sich finden ließen, nutzlos. Der Mangel liegt in deinem eigenen Herzen. Alles muss anders werden, sonst kannst du Gottes Reich nicht sehen.

Das war eine sehr demütigende Feststellung für Nikodemus. Mit einem Gefühl von Irritation greift er Christi Worte auf und sagt: „Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist?“ (V. 4) Er war nicht geistlich genug, um den Sinn Seiner Worte zu erkennen. Aber der Heiland brachte kein Gegenargument vor. In feierlicher, ruhiger Würde erhebt Er Seine Hand und wiederholt mit größerem Nachdruck dieselbe Wahrheit: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen!“ (V. 5) — Testimonies to Ministers and Gospel Workers, 367f

Zum Nachdenken: Wann hast du zum letzten Mal erlebt, dass du etwas von Jesus erbeten und überraschend etwas ganz anderes erhalten hast?