„Und wenn er seine Schafe herausgelassen hat, geht er vor ihnen her; und die Schafe folgen ihm nach, denn sie kennen seine Stimme.“  – Johannes 10,4

Am Nordzipfel des Sees Genezareth lag bei Bethsaida ein einsames, in das wunderschöne Grün des Frühlings gekleidetes Gebiet, das Jesus und Seinen Jüngern einen willkommenen Rückzugsort bot. Dieser Ort war ihr Ziel, als sie über den See setzten. Hier konnten sie zur Ruhe kommen, ohne lärmende Menge. Hier konnten die Jünger Christus zuhören, ohne störende Widerworte und Vorwürfe der Pharisäer. Hier hofften sie auf eine kurze Zeit der Gemeinschaft zusammen mit ihrem Herrn.

Es war nicht lang, dass Jesus mit Seinen Lieben allein sein konnte. Aber wie kostbar waren ihnen diese Momente! Sie tauschten sich über das Werk des Evangeliums aus, und ob sie die Menschen nicht noch effektiver erreichen könnten. Als Jesus ihnen die Schatzkammern der Wahrheit öffnete, wurden sie von göttlicher Kraft belebt und mit Hoffnung und Mut erfüllt.

Aber bald schon suchte Ihn die Menge wieder. Sie vermuteten Ihn an Seinem gewohnten Ruheplatz und folgten Ihm dorthin. Seine Hoffnung auf wenigstens eine ruhige Stunde war dahin. Doch aus der Tiefe Seines reinen, mitfühlenden Herzens empfand der gute Hirte der Schafe nur Liebe und Mitleid für diese getriebenen, durstigen Seelen.

Obgleich Sein Leben ganz dem Wohl Anderer geweiht war, sah der Heiland die Notwendigkeit, sich von der ständigen Aktivität und dem Kontakt mit menschlichen Nöten zurückzuziehen, um die Einsamkeit und ungestörte Gemeinschaft mit Seinem Vater zu suchen. Als die Menge, die ihm gefolgt ist, zurückkehrt, geht Er in die Berge. Dort, allein mit Gott, schüttet Er im Gebet Sein Herz für diese leidenden, sündigen, bedürftigen Menschen aus.

Als Jesus Seinen Jüngern sagte, die Ernte sei groß, die Arbeiter jedoch wenige, war das keine Aufforderung zu pausenlosem Rackern. Darum sagte Er: „Bittet nun den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussendet in seine Ernte!“ (Matthäus 9,38) Zu Seinen müde gewordenen Arbeitern heute spricht Er genauso real wie zu Seinen ersten Jüngern die mitfühlenden Worte: „Kommt ihr allein abseits … und ruht ein wenig!“ (Markus 6,31) — Ministry of Healing, 56-8

Zum Nachdenken: Genieße ich die Ruhe, die Gott mir bietet, manchmal mehr als Seinen Ruf zur Arbeit?