„Ich bin aus dem Himmel herabgekommen, nicht damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.“ – Johannes 6,38

Sehen wir nicht die Verbindung von Ursache und Wirkung? Erkennen wir nicht, dass der Grund für die Verzögerung des Werkes unsere Trägheit ist, mit den Gütern des Herrn zu handeln, und unsere selbstsüchtige Weigerung, Ihm Seinen Anteil zu geben?

Nie erhielt Christus so viel Applaus von der Menge wie bei Seinem Triumphzug nach Jerusalem. Die Leute riefen Hosianna, doch der Heiland empfand keine Freude. Er blickte auf die Stadt und weinte über sie. „Wenn doch auch du erkannt hättest, wenigstens noch an diesem deinem Tag, was zu deinem Frieden dient! Nun aber ist es vor deinen Augen verborgen“ (Lukas 19,42), waren Seine Worte. Er sah die Tausende über Tausende, die bald in die furchtbare Vernichtung der todgeweihten Stadt hineingezogen würden. Wie tief muss Ihn der Gedanke an eine Nation, die ihre eigenen Ketten geschmiedet, ihr eigenes Schicksal besiegelt und die Wolken des Zornes Jehovas um sich gesammelt hatte, innerlich aufgewühlt haben! „Ihr habt euch all meinem Flehen hartnäckig widersetzt“, sagte Er. „Immer und immer wieder habe ich die Pfeile der Gerechtigkeit abgewendet. In Liebe habe ich auf eure Buße und Reue gewartet. Ich habe euch langmütig getragen wie ein Mann seinen Sohn, der ihm dient. Aber ihr wolltet nicht zu mir kommen, um das Leben zu empfangen.“

Doch Christus vergoss Seine heißen Tränen nicht nur für Jerusalem. Er weinte, als Er an die schreckliche Vergeltung dachte, die eine reuelose Welt treffen wird. Noch immer bemüht Er sich geduldig und liebevoll um die Rettung von Sündern. Klopft der göttliche Bote nicht an die Herzenstür? Wirkt der Geist nicht am Sünder? Lädt Christus nicht die sündenkranken Seelen ein, zu Seinen Füßen zu sitzen und von Ihm zu lernen, Sein Joch der Unterordnung und des Gehorsams zu tragen? Hat Er nicht die Länge und Breite des Landes durchzogen und überall Segen verbreitet? Seine Geduld kann nicht erschöpft, Seine Liebe nicht aufgehalten werden. Hört, wie Er zu den Schwachen, Müden und Hilflosen spricht: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch erquicken! Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen“ (Matthäus 11,28.29). Willst du nicht Seine Gnade das Herz aus Stein erweichen lassen? — Review and Herald, 3. Dezember 1901

Zum Nachdenken: Wie empfindsam ist das Herz Jesu? Höre ich Ihn an meine Herzenstür klopfen?