„Nathanael antwortete und sprach zu ihm: Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel!“  – Johannes 1,49

Im jüdischen Zeitalter waren alle Offenbarungen Gottes für Sein Volk, alles, was mit Gottesdienst zu tun hatte, eng mit dem Heiligtum verknüpft – in der Wüste mit der Stiftshütte und später mit dem Tempel. An diesem Ort wurde Gott angebetet. Hier wurden Seine Opfergaben dargebracht. Hier war das mit Edelsteinen besetzte Brustschild des Hohepriesters, das Botschaften von Jehova übermittelte. Hier, im Allerheiligsten und unter den schirmenden Flügeln der Cherubim, befand sich das dauerhafte Zeichen der Gegenwart des Heiligen, des Schöpfers von Himmel und Erde. Hier war die Bundeslade mit den Gesetzestafeln – die Lade, die für Israel das Symbol der göttlichen Gegenwart und die Zusicherung des Sieges in der Schlacht war …

Auf allen Seiten der heiligen Geschichte, die von Gottes Handeln mit Seinem auserwählten Volk berichten, finden sich feurige Spuren des großen ICH BIN. Niemals hat Er Seine Macht und Herrlichkeit den Menschenkindern direkter offenbart als in der Zeit, als Er allein der anerkannte Herrscher Israels war und Seinem Volk das Gesetz gab. Keine menschliche Hand schwang jenes Zepter, und das prächtige Auftreten von Israels unsichtbarem König war unsagbar erhaben und Ehrfurcht gebietend.

Es war wahrhaftig ein wundervolles Zeitalter. Wer über das alte jüdische Gesetz abfällig als Ära der Finsternis spricht, sollte sich bewusst machen, dass er auf heiligem Boden steht. Wir heute können uns freuen, dass unser Heiland auf die Welt gekommen und das im Zeremonialgesetz vorgeschattete Sündenopfer Wirklichkeit geworden ist. Doch das gibt uns nicht das Recht, verächtlich auf die Zeit zu blicken, als Christus persönlich der Führer Seines Volkes war. Es mag sein, dass manche dies aus Unwissenheit tun, doch zeigen sie damit, dass sie weder die Schriften noch die Kraft Gottes kennen. Sie brauchen göttliche Erleuchtung und eine tiefere Erkenntnis von Gott und Seinem Wort.

Der Christus, den die Riten und Zeremonien des jüdischen Gesetzes versinnbildeten, ist genau derselbe Christus, den das Evangelium offenbart. Die Wolken, die Seine göttliche Gestalt verhüllten, sind zurückgewichen. Nebel und Dunkelheit sind verschwunden. Jesus, der Erlöser der Welt, ist offen sichtbar. — Signs of the Times, 3. Juni 1886

Zum Nachdenken: Warum hat Jesus sich nicht einfach ohne Bilder und Symbole offenbart?