„Wenn jemand der Erste sein will, so sei er von allen der Letzte und aller Diener!“  – Markus 9,35

Jesus versammelte seine Jünger um sich und erwiderte: „Wenn jemand der Erste sein will, so sei er von allen der Letzte und aller Diener!“ (Markus 9,35) Diese Worte klangen ernst und eindringlich, doch die Jünger verstanden sie überhaupt nicht. Das, was Christus wahrnahm, konnten sie nicht sehen. Sie verstanden das Wesen Seines Reiches nicht, und diese Unkenntnis war offenbar der Grund für ihren Streit. Doch die eigentliche Ursache lag tiefer. Dadurch, dass Christus ihnen das Wesen Seines Reiches erklärte, konnte Er ihren Streit vorübergehend schlichten. Doch damit war das Grundproblem nicht gelöst. Selbst als sie über alles Bescheid wussten, hätte die Frage nach der Rangordnung den Streit jederzeit neu entfachen können. Dadurch wäre nach dem Weggang von Christus Unheil über die Gemeinde gekommen. Im Streit um den ersten Platz offenbarte sich derselbe Geist, der den großen Kampf im Himmel begonnen und auch Christus zum Sterben auf die Erde gebracht hatte. Im Geist sah Jesus Luzifer vor sich, den „schönen Morgenstern“ (Jesaja 14,12), der an Herrlichkeit alle Engel überstrahlte, die den Thron Gottes umgaben, und der eine tiefe Verbundenheit mit dem Sohn Gottes pflegte. Luzifer hatte gesagt: „Ich will … gleich sein dem Allerhöchsten.“ (V. 14) Dieser Wunsch nach Selbsterhöhung hatte den Streit im Himmel ausgelöst und viele der Heerscharen Gottes aus Seiner Gegenwart verbannt. Hätte Luzifer wirklich dem Allerhöchsten gleich sein wollen, hätte er nie den ihm zugewiesenen Platz verlassen, weil sich das Wesen des Allerhöchsten in selbstlosem Dienst offenbart. Luzifer wünschte sich zwar Gottes Macht, aber nicht dessen Charakter. Für sich selbst suchte er den höchsten Platz aus. Jedes Lebewesen, das von seinem Geist getrieben ist, wird dasselbe tun. Dadurch werden Entfremdung, Unfriede und Streit unvermeidbar. Die Herrschaft fällt dem Stärksten zu. Das Reich Satans ist ein Reich der Gewalt. Jeder sieht im Anderen ein Hindernis für sein eigenes Vorankommen oder ein Sprungbrett, um selbst eine höhere Stellung zu erreichen.

Während Luzifer es für erstrebenswert hielt, Gott gleich zu sein, entäußerte sich Christus, der Erhöhte, „nahm die Gestalt eines Knechtes an und wurde wie die Menschen; und in seiner äußeren Erscheinung als ein Mensch erfunden, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz.“ (Philipper 2,7.8) — Der Sieg der Liebe, 421

Zum Nachdenken: Strebe ich nach Leitungsaufgaben, weil ich dienen oder mich erhöhen möchte? Wie kann ich einen heiligen Ehrgeiz und reine Motive entwickeln?