„Sie aber schrien wiederum: Kreuzige ihn!

Und Pilatus sprach zu ihnen: Was hat er denn Böses getan? Da schrien sie noch viel mehr: Kreuzige ihn!“  – Markus 15,13.14

Als Christus gekreuzigt wurde, schlossen sich die Menschen, die auf diese Weise geheilt worden waren, nicht der pöbelnden Menge an, die schrie: „Kreuzige, kreuzige ihn!“ (Lukas 23,21) Ihre Anteilnahme galt Jesus, weil sie selbst seine große Barmherzigkeit und wunderbare Kraft erfahren hatten. Sie betrachteten ihn als ihren Retter, weil er sie an Leib und Seele gesund gemacht hatte. Später erst, als sie die Verkündigung der Apostel hörten und Gottes Wort in ihre Herzen drang, erkannten sie ihren wahren Erlöser. So wurden sie zu Vertretern der Barmherzigkeit Gottes und zu Zeugen seiner Erlösung.

Die Menge, die aus dem Tempelhof geflohen war, kam nach einiger Zeit zögernd zurück. Die meisten hatten sich vom Schrecken erholt, aber auf ihren Gesichtern lag ein Ausdruck von Unentschlossenheit und Angst. Sie sahen mit Erstaunen, was Jesus vollbracht hatte, und waren überzeugt, dass sich mit ihm die Weissagungen über den Messias erfüllt hatten. Die Verantwortung für die Sünde der Tempelentweihung lag größtenteils bei den Priestern. Auf ihre Anordnung hin war der Tempelhof in einen Marktplatz verwandelt worden. Im Vergleich dazu war das Volk unschuldig. Die Menschen waren von der göttlichen Autorität von Jesus beeindruckt, dennoch erwies sich der Einfluss der Priester und Obersten als größer. Sie betrachteten das Handeln von Christus als Neuheit und hinterfragten sein Recht, sich in das einzumischen, was die Verantwortlichen des Tempels erlaubt hatten. Sie fühlten sich angegriffen, weil ihre Geschäfte unterbrochen worden waren, und verschlossen sich den Mahnungen des Heiligen Geistes.

Vor allem die Priester und Obersten hätten in Jesus den Gesalbten des Herrn erkennen müssen, weil sie die heiligen Schriften, die sein Wirken beschrieben, besaßen. Sie wussten auch, dass sich in der Reinigung des Tempels eine übermenschliche Macht offenbart hatte. So sehr sie diesen Mann auch hassten, wurden sie doch den Gedanken nicht los, dass er ein Prophet sein könnte, der von Gott beauftragt war, die Heiligkeit des Tempels wiederherzustellen. Mit einer Ehrerbietung, die aus dieser Angst erwuchs, wandten sie sich an ihn mit der Frage: „Was zeigst du uns für ein Zeichen, dass du dies tun darfst?“ (Johannes 2,18)  — Der Sieg der Liebe, 145

Zum Nachdenken: Wann habe ich zugelassen, dass Zweifel oder Voreingenommenheit Gottes klares Wirken in meinem Leben blockieren? Wie kann ich Gottes Vorsehung erkennen und Nutzen daraus ziehen?