„Da erschien ihm der Engel des HERRN und sprach zu ihm: Der HERR ist mit dir, du tapferer Held!“  – Richter 6,12

Gideon erbat sich ein Zeichen zum Beweis, dass der Engel, der mit ihm sprach, der Engel des Bundes war, der in der Vergangenheit für Israel gekämpft hatte. Die Engel Gottes, die einst zu Abraham gekommen waren, hatten gezögert, dessen Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen. Doch nun nötigte Gideon den Himmelsboten, sein Gast zu sein. Er lief in sein Zelt, bereitete aus seinen bescheidenen Vorräten einen jungen Ziegenbock und ungesäuerte Brote zu und legte sie Ihm vor. Aber der Engel gebot ihm: „Nimm das Fleisch und die Brote und lege es hin auf den Fels hier und gieß die Brühe darüber.“ (Richter 6,20) Gideon tat es und erhielt das gewünschte Zeichen: Der Engel berührte mit Seinem Stab das Fleisch und die ungesäuerten Brote. Da loderte Feuer aus dem Fels und verzehrte das Opfer. Dann entschwand der Engel seinen Augen.

Auch Gideons Vater Joasch gehörte zu den Abtrünnigen unter seinen Landsleuten und hatte in der Nähe seines Wohnortes Ofra einen großen Altar für Baal errichtet, vor dem die Einheimischen anbeteten. Diesen sollte Gideon zerstören und über dem Felsen, auf dem sein Opfer verzehrt wurde, für Jahwe einen Altar errichten und dem Herrn opfern. Nur Priester durften Gott Opfer darbringen, und der Opferdienst war auf den Altar in Silo beschränkt. Aber der Begründer dieses rituellen Dienstes, auf den alle Opfer hinwiesen, hatte die Macht, diese Vorschriften zu ändern. Bevor Israel befreit werden konnte, musste ernsthaft gegen die Verehrung Baals protestiert werden. Gideon musste dem Götzendienst den Kampf ansagen, ehe er gegen die Feinde seines Volkes in den Kampf zog.

Gewissenhaft führte er Gottes Auftrag aus. Es war ihm klar, dass es Widerstand gäbe, wenn er öffentlich ans Werk ginge. Deshalb rief er seine Gehilfen heimlich zusammen. In einer Nacht wurde alles vollbracht. Der Zorn der Männer in Ofra war groß, als sie am nächsten Morgen kamen, um Baal anzubeten. Sie hätten Gideon umgebracht, wenn nicht Joasch seinen Sohn verteidigt hätte, weil er vom Besuch des Engels erfahren hatte. „Wollt ihr für Baal streiten?“, fragte er. „Wollt ihr ihm helfen? Wer für ihn streitet, der soll noch diesen Morgen sterben. Ist er Gott, so streite er für sich selbst, weil sein Altar niedergerissen ist.“ (Richter 6,31) Wenn Baal seinen eigenen Altar nicht verteidigen konnte, wie sollte man ihm zutrauen, in der Lage zu sein, seine Anbeter zu beschützen?

Damit war jeder Gedanke an Gewaltanwendung gegen Gideon abgetan. Als er die Kriegsposaune erschallen ließ, gehörten die Männer von Ofra zu den Ersten, die sich um sein Banner scharten. Schnell sandte er Boten zu seinem eigenen Stamm Manasse und auch zu den Stämmen Asser, Sebulon und Naftali. Alle folgten dem Ruf.  — Wie alles begann, 532f

Zum Nachdenken: Wie gehe ich mit meinen Familienmitgliedern um, die im Gegensatz zu Gottes Willen leben?