„Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun.“

— Johannes 15,5

Ich habe häufig gesehen, dass Gottes Kinder das Gebet, besonders das Gebet im Verborgenen, viel zu sehr vernachlässigen und viele nicht auf die Weise Glauben üben, wie es eigentlich ihr Vorrecht und ihre Pflicht wäre. Sie warten auf ein Empfinden, das nur kommen kann, wenn sie glauben. Glauben und Fühlen sind zwei verschiedene Dinge. Unsere Aufgabe ist zu glauben, aber freudige Gefühle und Segen zu schenken, ist Gottes Sache. Gottes Gnade erreicht uns durch den Kanal lebendigen Glaubens, und es steht in unserer Macht, diesen Glauben zu praktizieren.

Wahrer Glaube ergreift und beansprucht den verheißenen Segen, bevor er real und spürbar wird. Unsere Bitten müssen im Glauben hinter den zweiten Vorhang aufsteigen. Im Glauben halten wir am versprochenen Segen fest und beanspruchen ihn als unseren Besitz. Dann sollen wir uns darauf verlassen, dass wir den Segen auch erhalten werden, da unser Glaube ihn erfasst hat und er laut Zusage uns gehört. „Alles, um was ihr auch betet und bittet, glaubt, dass ihr es empfangen habt, und es wird euch werden.“ (Markus 11,24) Das ist Glaube, einfach nur purer Glaube. Es ist die Gewissheit, den Segen zu empfangen, bevor er da ist. Erleben wir dann die Freude, dass die Verheißung in Erfüllung geht, hat der Glaube sein Ziel erreicht.

Aber viele meinen, ihr Glaube sei dann groß, wenn sie vom Heiligen Geist erfüllt seien, und sie könnten erst glauben, wenn sie die Kraft des Geistes spürten. Sie verwechseln Glauben mit dem Segen, der durch den Glauben kommt. Gerade, wenn wir uns geistlich leer fühlen, ist die Zeit, Glauben zu üben! Wenn dichte, finstere Wolken die Seele einhüllen wollen, dann ist die Zeit, mit der Hand lebendigen Glaubens durch die Dunkelheit zu greifen und die Wolken zu zerstreuen. Wahrer Glaube verlässt sich auf die Versprechen in Gottes Wort, doch nur, wer gehorsam ist, darf sich auf diese herrlichen Verheißungen berufen. …

Wir brauchen viel persönliches Gebet. Christus ist der Weinstock, wir sind die Reben. Wollen wir wachsen und gedeihen, müssen wir ständig Saft und Nahrung aus dem lebendigen Weinstock ziehen. Getrennt vom Weinstock haben wir keine Kraft. — Christian Experience and Teachings of Ellen G. White, 126f

Zum Nachdenken: Wenn Glaube der Kanal ist, durch den bestätigende Gefühle kommen, wie kann ich dann lernen, meine Entscheidungen nicht nach Gefühl zu treffen, sondern im Glauben an Gottes Verheißungen?

(Quelle: Ellen G. White, Jesus: Name Above All Names, Andachtsbuch 2021)