„Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht.“  – Psalm 121,4

Gott hat die guten Taten und selbstlosen Handlungen der Gemeinde nicht vergessen. Alle sind im Himmel aufgeschrieben. Aber das reicht nicht aus und kann die Gemeinde nicht retten, wenn sie jetzt aufhört, ihre Mission zu erfüllen. Wenn herzlose Vernachlässigung und Gleichgültigkeit weitergehen wie bisher, wird die Gemeinde nicht von Stärke zu Stärke fortschreiten, sondern immer mehr in Schwachheit und Formalismus verfallen. Wollen wir das zulassen? Sollen Trägheit, Passivität und der traurige Niedergang von Liebe und geistlichem Eifer zum Dauerzustand werden? Soll Christus Seine Gemeinde in dieser Verfassung vorfinden?

Brüder, eure Lampen werden mit Sicherheit flackern, schwächer werden und schließlich ganz verlöschen, wenn ihr euch nicht entschieden um Reform bemüht. „Denke nun daran, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke!“ (Offenbarung 2,5) Jetzt ist dazu Gelegenheit, doch wer weiß, wie lange noch. Bleibt diese Zeit der Gnade und Reue ungenutzt, wird die Warnung eintreffen: „Sonst komme ich rasch über dich und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegstoßen.“ Es ist der Langmütige und Nachsichtige, der hier spricht. Diese Worte sind eine ernste Warnung an Gemeinden und Einzelne, dass der Wächter, der nie schläft, Seine Messlatte an ihr Verhalten legt. Nur Seiner erstaunlichen Geduld ist es zu verdanken, dass sie noch nicht als unnütze Bäume abgehauen worden sind. Viel länger wird Er aber nicht warten.

Am letzten Tag wird der Richter der ganzen Erde Seine endgültige Entscheidung davon abhängig machen, wie viel Interesse und praktischen Einsatz wir den Bedürftigen, Bedrängten und Versuchten erwiesen haben. Wir können nicht ständig einen Bogen um sie machen und dennoch selbst als erlöste Sünder in die Stadt Gottes einziehen. „Was ihr einem dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr mir auch nicht getan“, sagt Christus.

Doch es ist noch nicht zu spät, die Versäumnisse der Vergangenheit wiedergutzumachen. Die erste Liebe, die erste Begeisterung müssen wiederbelebt werden. Geht denen nach, die ihr vergrault habt, und verbindet die Wunden, die ihr geschlagen habt, indem ihr eure Schuld bekennt. Sucht die Nähe von Gottes großem Herzen mitfühlender Liebe. Lasst Sein göttliches Mitleid in euer Herz strömen und von euch in das Herz anderer. — Review and Herald, 30. November 1886

Zum Nachdenken: Hält dich etwas davon ab, ein Zeuge für die zu sein, die du tagtäglich siehst?