„Oder meinst du, ich könnte nicht jetzt meinen Vater bitten, und er würde mir mehr als zwölf Legionen Engel schicken?“ – Matthäus 26,53

Viele Zuhörer, die in Jerusalem wohnten und die Ränkespiele der Obersten gegen Christus kannten, fühlten sich durch eine unwiderstehliche Kraft zu Ihm hingezogen. Ihnen drängte sich die Überzeugung auf, dass Er Gottes Sohn sei. Doch Satan war bereit, Zweifel zu säen. Der Weg dazu war durch ihre falschen Vorstellungen vom Messias und von Seinem Kommen bereits vorbereitet. Es wurde allgemein angenommen, der Messias werde in Bethlehem geboren, nach einer gewissen Zeit jedoch wieder verschwinden. Bei Seinem zweiten Erscheinen werde niemand wissen, woher Er kommt. Nicht wenige dachten, der Messias würde keine natürlichen Verwandtschaftsbeziehungen haben …

Während sie zwischen Zweifeln und Glauben hin und her schwankten, griff Jesus ihre Gedanken auf und antwortete ihnen: „Da rief Jesus, während er im Tempel lehrte, und sprach: Ja, ihr kennt mich und wisst, woher ich bin! Und doch bin ich nicht von mir selbst gekommen, sondern der ist wahrhaftig, der mich gesandt hat, den ihr nicht kennt.“ (Johannes 7,28) Sie behaupteten zu wissen, woher Christus kommen werde, in Wirklichkeit aber waren sie völlig ahnungslos. Wäre ihr Leben in Übereinstimmung mit Gottes Willen gewesen, hätten sie Seinen Sohn erkannt, als Er ihnen bekannt gemacht wurde.

Die Zuhörer verstanden die Worte von Christus sehr wohl. Diese waren eine deutliche Wiederholung Seines Anspruchs, den Er etliche Monate zuvor im Beisein des Hohen Rates erhoben hatte, als Er sich als Sohn Gottes zu erkennen gab. Schon damals hatten die Obersten darüber beraten, wie sie Ihn töten könnten. Nun wollten sie Ihn ergreifen. Doch eine unsichtbare Macht hinderte sie daran, gebot ihrer Wut Einhalt …

„Viele aus dem Volk glaubten an ihn und sprachen: Wenn der Christus kommen wird, wird er etwa mehr Zeichen tun, als dieser getan hat?“ (Johannes 7,31) Die Führer der Pharisäer verfolgten das Geschehen mit wachsender Sorge. Sie bemerkten, wie die Anteilnahme gegenüber Jesus im Volk wuchs. Sie eilten zu den Hohepriestern und planten gemeinsam, wie sie Ihn festnehmen könnten. Sie kamen jedoch überein, dass sie Ihn ergreifen sollten, wenn Er allein war. Sie wagten es nicht, Ihn vor dem Volk zu verhaften. Erneut zeigte ihnen Jesus, dass Er ihre Absichten kannte. Er sagte zu ihnen: „Ich bin noch eine kleine Zeit bei euch, und dann gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat.“ (Johannes 7,33) Bald würde Er einen Zufluchtsort finden, außerhalb der Reichweite ihrer Verachtung und ihres Hasses. Er würde wieder zu Seinem Vater auffahren und von den Engeln verehrt werden.  — Sieg der Liebe, 440f

Zum Nachdenken: Wie haben sich die Engel wohl gefühlt, als sie die Leiden Jesu beobachteten?