„Und ihr wisst, dass er erschienen ist, um unsere Sünden hinwegzunehmen; und in ihm ist keine Sünde.“

– 1. Johannes 3,5

Als Stephanus befragt wurde, ob die gegen ihn vorgebrachten Anklagen der Wahrheit entsprächen, begann er seine Verteidigung mit klarer, durchdringender Stimme, die im ganzen Gerichtssaal zu vernehmen war. Mit Worten, welche die ganze Versammlung in Bann hielten, gab er einen Überblick über die Geschichte des auserwählten Volkes Gottes. Er bewies eine gründliche Kenntnis des jüdischen Gottesdienstes und dessen geistlicher Bedeutung, wie sie nun durch Christus offenbart worden war. Er wiederholte, was Mose vom Messias geweissagt hatte: „Einen Propheten wie mich wird dir der HERR, dein Gott, erwecken aus dir und aus deinen Brüdern; dem sollt ihr gehorchen.“ (5. Mose 18,15) Er bekannte sich deutlich zu Gott und zum jüdischen Glauben, wies aber zugleich darauf hin, dass das Gesetz, in dem die Juden ihr Heil suchten, Israel nicht vor dem Götzendienst hatte bewahren können. Er stellte einen Zusammenhang zwischen Jesus Christus und der ganzen jüdischen Geschichte her, wies auf den Tempelbau Salomos hin und zitierte Jesaja: „Der Allerhöchste wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind, wie der Prophet spricht: Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße; was wollt ihr mir denn für ein Haus bauen, spricht der Herr, oder was ist die Stätte meiner Ruhe? …“ (Apostelgeschichte 7,48-50)

Als Stephanus dies ausgesprochen hatte, brach unter den Anwesenden ein Tumult aus. Nachdem er Jesus mit den Prophezeiungen in Verbindung gebracht hatte und in dieser Weise über den Tempel sprach, zerriss der Hohepriester sein Gewand und gab damit vor, zutiefst entsetzt zu sein. Für Stephanus war dies ein Zeichen, dass seine Stimme bald für immer zum Schweigen gebracht würde. Er sah den Widerstand, den seine Worte hervorgerufen hatten, und erkannte, dass sie sein letztes Zeugnis waren. Obwohl er erst in der Mitte seiner Predigt war, beendete er sie unvermittelt.

Er löste sich von seiner geschichtlichen Darstellung und rief, an seine wütenden Richter gewandt, aus: „Ihr Halsstarrigen, mit verstockten Herzen und tauben Ohren, ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist, wie eure Väter, so auch ihr. Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben getötet, die zuvor verkündigten das Kommen des Gerechten, dessen Verräter und Mörder ihr nun geworden seid. Ihr habt das Gesetz empfangen durch Weisung von Engeln und habt’s nicht gehalten.“ (V. 51-53)

Darüber gerieten die Priester und Obersten außer sich vor Zorn … In den hasserfüllten Gesichtern rings um ihn las der Angeklagte, welches Schicksal ihm bevorstand, aber er wankte nicht.  — Gute Nachricht für alle, 74f

Zum Nachdenken: Warum schlägt mir wegen meines Glaubens an Jesus nicht mehr Widerstand entgegen?